söndag, mars 29, 2020

Nachrichten, 29. März

Schweden - Politik
Der schwedische Finanzmarktminister Per Bolund ging gestern damit an die Öffentlichkeit, dass nicht nur Firmen, die ihren Angestellten über eine staatliche Hilfe ein Einkommen garantieren, auf die Gewinnausschüttungen für Aktionäre verzichten sollen, was die Regierung in der kommenden Woche durchsetzen will, sondern auch alle anderen Aktienunternehmen sollen auf die Geldverteilung an Aktienbesitzer verzichten, da jedes Unternehmen nach Ende der Corona-Krise das Geld im Unternehmen benötigen werde und nicht mit einer staatlichen Unterstützung rechnen kann. Bolund geht davon aus dass auch Firmenchefs und Aufsichtsräte eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Verantwortung tragen müssen.

Schweden - Wirtschaft
Wirtschaftswissenschaftler legten nun eine Studie vor, die die Industrie Schwedens bereits während der Corona-Pandemie retten könnte, sollten die Politiker des Landes und das Gesundheitsamt eine vernünftige Entscheidung fällen. Die wichtigste Handlung wäre, nach Meinung der Wissenschaftler, möglichst große Teile der Bevölkerung auf den Covid-19 zu testen, um einerseits möglichst vielen Erkrankten eine schnelle Hilfe bieten zu können, zum anderen jenen, die wieder gesund sind, ein normales Leben zurückgeben können, damit diese wieder arbeiten können und auch erneut konsumieren. Bisher werden in Schweden nur sehr schwer erkrankte Personen nach dem Covid-19 getestet, da die Regierung die 50 Millionen Kronen sparen will, die Massentests kosten würden.

Schweden - Wirtschaft
Bereits am Freitag verkündete der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven die Meinung dass in Schweden mit der Corona-Pandemie sehr viele Firmen in Konkurs gehen werden, was insbesondere von Bekleidungsketten bestätigt wird, zumal mehrere mittelgroße Ketten bereits im März den Konkurs oder die Rekonstruktion beantragen mussten, da sie die Kredite, mangels Kunden, nicht mehr zurückbezahlen konnten, Warenlieferungen nicht bezahlt werden konnten und zudem die Mieten anstanden. Mittelgroße Unternehmen sind in Schweden von der Situation am stärksten betroffen, da die Maßnahme der Regierung sich an Großunternehmen und an Kleinstunternehmen wenden. Überbrückungskredite helfen in der Bekleidungsindustrie auch wenig, da die aktuelle Mode unverkauft bleibt und selbst Mieterleichterungen nur so angeboten werden dass ab dem Sommer die rückständige Miete, auf mehrere Monate verteilt, zur Normalmiete hinzukommt.

Schweden - Tourismus
Nachdem die schwedische Regierung ab heute Zusammenkünfte von über 50 Personen untersagte, teilte nun das Luxushotel Copperhill Moutain Lodge in Åre mit über Ostern das Hotel zu schließen, da sich allein bei der aktuellen Buchung weitaus mehr Personen im Hotel mit 112 Räumen, aber auch im Speisesaal, aufhalten würden. Das Hotel bietet den Kunden sowohl eine Umbuchung zu einem späteren Zeitpunkt an, als auch die Rückzahlung. Das Hotel betrachtet die Gesundheit ihrer Kunden als vorrangig und wird zum 8. Mai des Jahres wieder öffnen. Wer dennoch in den Wintersportort will findet indes nach wie vor andere Unterkünfte in etwas preisgünstigeren Kategorien.

Weitere Information stehen der Presse unter Pressedienste und Presseinformationen zur Verfügung.

Copyright: Herbert Kårlin

2 kommentarer:

  1. Wir machen uns wirklich Sorgen,
    wie lange kann dieser schwedische Sonderweg in Sachen Corona noch gutgehen. Die deutsche Presse stellt täglich diese Frage. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Stellt man wirtschaftliche Interessen über das Gemeinwohl ?

    SvaraRadera
  2. Schweden wird diesen Weg so lange gehen bis bewiesen ist dass es der falsche Weg ist, was auf jeden Fall noch einige Zeit dauern wird, da in Schweden alle Macht bei einer einzigen Person liegt, nämlich bei Anders Tegnell, der auch der Regierung sagt was diese zu tun habe. Dies ist ebenfalls eine schwedische Methode, da das Land nicht von Ministern gesteuert wird, sondern von von der Regierung eingesetzten Ämtern, deren Fachkräfte die Richtlinien festlegen. Problematisch ist dabei dass natürlich auch der öffentliche Rundfunk und selbst das Königshaus indirekt weisungsgebunden sind und daher diese Entscheidungen für gut befindet, also die Bevölkerung dazu anhalten dem Rat der Ämter zu folgen, was natürlich katastrophale Folgen mit sich bringen kann.
    Die schwedische Methode wird im Grunde von der ganzen Welt kritisiert, also nicht nur von Europa, sondern auch von Asien. Gut, ich bin nicht überzeugt dass die deutsche, italienische, französische oder spanische Lösung ideal ist, die sich ja alle etwas unterscheiden, teilweise auch durch die unterschiedlichen Lebensweise und die Kultur bedingt, aber es gibt auch andere Lösungen, zum Beispiel in Südkorea oder Taiwan, die sehr gute Erfolge vorweisen können, aber das kostet natürlich einiges. Was man hier in Europa nicht bedenkt ist, dass diese Kosten durch die halbwegs funktionierende Wirtschaft sehr schnell wieder hereinkommen. In Europa, inklusive Schweden, wird es vermutlich ein bis zwei Jahre dauern bis die Wirtschaft wieder einigermaßen läuft, die Kosten für die Gesellschaft werden dadurch enorm sein. Und diese Kosten wird der Mittelstand, der Arbeiter und der Rentner bezahlen müssen, in allen Ländern, ohne dass sich auch nur eines der Länder dann auf den nächsten Virus vorbereitet, der vermutlich in einigen Jahren auftauchen wird.
    Um aber zurück auf das schwedische Modell zu kommen, das ich für extrem riskant halte, da zu Ostern werden die Skiorte voll sein werden, ohne dass dort die nötige Gesundheitsvorsorge existiert. Nur ein Hotel hat bisher von sich aus geschlossen, alle anderen wollen vom Geld der Touristen profitieren. Nur wenige Kilometer davon entfernt, in Norwegen, sind längst alle Skistationen geschlossen und es wurde den Bürgern verboten sich in die Hütten in den Bergen zurückzuziehen oder sich dort aufzuhalten. Und wenn ich mir die Zahlen Norwegens ansehe, so ist der Erfolg dort, also die Menge der Erkrankungen, auf einem besseren Weg als in Schweden. Der Unterschied ist nur dass Norwegen sagt, dass eine Verbesserung von einer Woche keine statistische Sicherheit sei, während man in Schweden, weil an einem Tag in Stockholm einige Personen weniger an den Respiration angeschlossen werden mussten, schon als Erfolg feiert.
    Ich bin kein Mediziner und kann daher auch keine wissenschaftliche Voraussage bieten, aber lese dennoch täglich die Presse aus mehreren Ländern, zur Zeit vergleiche ich insbesondere was, außer Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und England schreibt und unternimmt und wie sich die Situation dort entwickelt, und mangels einer sinnvollen Zusammenarbeit zwischen den Ländern, mangels einer gemeinsamen Forschung und mangels deutlicher Aussagen, fürchte ich dass wir alle das Problem noch mindestens zwei Monate lang deutlich spüren werden. Die Gefahr ist dabei auch, dass die Bevölkerung mehrheitlich nicht zwischen den Zeilen lesen kann, denn wissenschaftlich behaupten alle Institute bei Erkrankten Antikörper nachweisen zu können und damit eine eigene Immunverteidigung MÖGLICH sei, um jedoch beweisen zu können dass man nach einer Erkrankung auch immun gegen den Virus wird, das dauert mindestens noch drei bis vier Monate. Bis dahin weiß man überhaupt nichts, gibt aber eine falsche Hoffnung.

    SvaraRadera